MAZ – Talk zur wachsenden Stadt

„Langweilig, Selbstlob, Sch… Veranstaltung“

Der neuste Talk einer Potsdamer Tageszeitung beschäftigte sich vor vollem Saal mit einem an sich überaus spannenden Thema:

„Wie viel Wachstum verträgt Potsdam?“

Immerhin bekommt die Stadt ja schon im aktuellen Zustand die größten Probleme nicht in Griff: Verkehrkollaps nicht nur in der Zeppelinstrasse, fehlende Kita -, Sport -, Kulturräume und immer schneller steigende Mieten.

Das versprach Spannung, Streit und interessante Konzepte.

Leider hielt dieser „MAZ – Talk“ kaum eines dieser Versprechen. Die oben zitierten Attribute kamen der Einschätzung über diese Debatte schon recht nahe.

Dies lag zuallererst an der Zusammensetzung des Podiums.
Da war ein Oberbürgermeister, der nicht wieder zur Wahl steht und vor allem sich und seine tolle Amtszeit loben wollte. Für ihn ist das Wachstum und die starke Zuwanderung eigentlich ein Lob an seine Stadtpolitik: Was habe ich für eine tolle Stadt gestaltet, hier wollen alle hin, vor allem die Reichen und Schönen. Wachstum ist also toll.

Herr Westphal als Vertreter der kommunalen Gesellschaft Pro Potsdam musste sich in Anbetracht der unkritischen Fragen nicht allzu sehr anstrengen, die Wohnungspolitik seines Unternehmens herauszustellen. Wie wunderbar doch die Belegungsbindung funktioniert, wie toll Krampnitz und das Qauartier am Tramdepot werden.

Leider erwies sich die Teilnahme des Vertreters des Mieterbundes als „zahnloser Tiger“. In den 2 Redebeiträgen von Herrn Radloff hat er zuerst 3 x die Wohungspolitik der Stadt gelobt. Der zaghafte Verweis darauf, dass die Luxusneubauten der Immobilieninvestoren auch Einfluss auf den zukünftigen Mietspiegel haben, ging dann fast unter.

Frau Million, Wissenschaftlerin von der TU Berlin ist ganz bestimmt eine interessante Expertin. Zu Potsdam hatte sie wenig zu sagen. Dass die Situation in der Stadt in Münster, Köln, Paris, München etc. ähnlich sei und ihre persönlichen Erlebnisse bei der Arbeit in diesen Städten haben die übrigen Podiumsgäste nicht wirklich zum Streit herausgefordert.

Das lag natürlich auch an der zahmen Moderation – die MAZ kann eben eher Hofberichtserstattung.

Die relativ kurze Fragerunde für das Publikum – „bitte nur kurze Fragen, keine Statements!“ – bot trotzdem genug Stoff für Streit und Diskussion.
Abholzung von Wäldern in Waldstadt und Babelsberg, fehlende oder falsche Verkehrskonzepte, Ausverkauf der Stadt an Immobilieninvestoren.

Wirklich tief ging das aber nie, vor allem der Oberbürgermeister durfte immer wieder betonen, dass doch eigentlich alles gut läuft.
Eingeforderte Bürgerbeteiligung möchte er mit mehr Infoveranstaltungen lösen (als ob es reicht, von oben Konzepte zu entwickeln, sie ohne Beteiligung umzusetzen und am Ende die BürgerInnen zu informieren?!).
Immobilieninvestoren, welche große Flächen in der Stadt kaufen und bebauen durften, kennt er nicht. Beispiele gefällig: Groth in der Speicherstadt, Semmelhack in Fahrland, Kirsch in der Steinstrasse, Jauch in der Spornstrasse, Prinz von Preußen AG in Sanscoussi, Deutsche Wohnen in Krampnitz?

Was bleibt: Das „Grummeln“ in der Stadtgesellschaft wird hoffentlich lauter! Zeit, der städtischen Politik deutlich zu sagen, was von dieser Politik zu halten ist!

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Ein Kommentar

  1. Treffende Reflexion zu Zahnlose Veranstaltung.
    Der einziger Wutausbruch eines Bürgers zum Ende der Veranstaltung schockierte zunächst aber hatte meine volle Sympathie. Endlich mal jemand der Tacheles gesprochen hat und den Moderator Unfähigkeit zur klaren Moderation vorgeworfen hat.
    Hier wurde wieder einmal deutlich wie wir an der Nase herum geführt werden. Schade um die Zeit die wir da verdödelt haben. Wann hört das auf, wann stehen wir dagegen empört auf.

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